Theatertipps: Volkstheater Wien
Komödie im Dunkeln
9.12.2018 | Bereits 1965 erlebte die 'Komödie im Dunkeln' von Peter Shaffer in London seine Uraufführung. Bis heute hat die Wirkung dieser "Black Comedy" nichts an Attraktivität verloren. So hält sie sich auch im Volkstheater Wien erfolgreich im Spielplan.
Christian Brey führte Regie; Bühne und Kostüme stammen von Annette Hachmann. Ein heller Raum mit Möbelteilen ohne weitere realistische Ansätze ist Spielfläche für das turbulente Geschehen im Dunkeln, bei dem selbst der Treppenaufgang zum Schlafzimmer zu wirren Situationen führt.
Ausgelöst wird die Finsternis durch einen Kurzschluß von einem Schallplattenspieler; alle bewegen sich dann im Dunkeln so, als ob man nicht die Hand vor Augen sehen kann.
Die dramaturgische Idee der Stückvorlage ist klar: ist es für die Darsteller der Situationen dunkel im Raum, ist für den Zuschauer der Bühnenraum hell. Alles was die Personen der Handlung treiben, ist für die Betrachter sichtbar. Was da passiert, was und wie die Anwesenden da etwas treiben, ist die geniale Vorlage für Regie und Spielteam.
Gibt es per Taschenlampe oder Streichholz ein wenig Licht, erlischt das helle Bühnenlicht und man sieht nur ein wenig Lichtschein.
So entwickelt sich die Geschichte um ausgeliehene Möbel, die zurück gebracht werden sollen, damit diese vom anwesenden Besitzer nicht bemerkt werden.
Die Qualität dieses Stückes steht und fällt vom Agieren der Darsteller im Dunkeln. Reine Textarbeit wäre zu wenig. Nach kurzer Aufwärmzeit auf der Bühne im Volkstheater entwickelt sich ein furioses 'Auf und Ab' an skurrilen Verhaltensweisen, die überpointiert dargestellt werden. Es passiert manchmal so viel, das man gar nicht weiß, wohin man sehen soll; man hat Angst, etwas besonders Lustiges zu versäumen.
Thomas Frank ist der junge Bildhauer, der all die Situationen auslöst und mit seinen Rettungsaktionen die Bühne beherrscht. Steffie Krauz, die als 'spätes Mädchen' lieber Gin statt Bitter Lemmon im Dunkeln trinkt, erhält vom Publikum Szenenbeifall.
Alle acht Schauspieler trumpfen auf, damit die Zuschauer nach 100 Minuten Spielzeit und Nonsens mit einem Lächeln nach Hause gehen können.
NATHAN DER WEISE
25.11.2017 | Nikolaus Habian ist nicht nur Regisseur, sondern auch Puppenbauer, der seine gebastelten Figuren spannend in das Spiel mit den Schauspielern einsetzt. In dem wunderbaren, historischen Theatergebäude in Wien hat er für das Volkstheater Lessings Parabel in Szene gesetzt.
Auf einer 'Jessner Treppe', entworfen von Jakob Brossmann, und in den in den aktuell gestalteten Kostümen von Denis Heschl spult sich das Geschehen immer eindrucksvoller ab.
Nach zögerlichem Anfang gelingt es Günter Franzmeier als Nathan mit seinen Partnern ein dichtes Spiel um Einfluß und Vermögen. Besonders spannend wurde es, wenn er mit einer Puppe -seinem zweiten ich- im Gespräch war. Gábor Biedermann war ein adäquater Sultan Saladin. Christoph Rothenbuchner als junger Tempelherr war kein fanatischer Tempelritter, sondern ein klar handelnder junger Mann, der als Spielball der Beteiligten um Recha (Katharina Klar) eine gute Figur machte.
Steffie Krautz konnte neben Saladins Schwester Sittah auch als Stimme der Puppe des obersten Tempelpriesters eindrucksvoll die Szene bestimmen.
Das Publikum im ausverkauften Theater war begeistert.
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